WÄ…tki
 
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ich hier ebenso ungeschützt wie auf einem der planetaren Monde. Diesmal standen keine Wachtposten mit Schockern
hinter mir. Und vielleicht erinnerte sich sogar jemand an die Geschichte des Erdenmenschen mit dem Narbengesicht, der
verkleidet in die Shainsa eingedrungen war ...
Ich zog mir den Umhang um die Schultern, öffnete die Tür und trat ein. Mir war wieder eingefallen, daß Rakhal auf mich
wartete - zwar nicht hinter dieser Tür, aber am Ende meiner Reise. Hinter einer anderen Tür. Irgendwo. Und es gibt ein
Sprichwort in der Shainsa: Eine Reise ohne Anfang hat kein Ende.
An dieser Stelle hörte ich auf, mir Gedanken über Juli, Rindy und das Terranische Imperium zu machen - oder das, was
Rakhal, der zu viele terranische Geheimnisse kannte, unternehmen würde, wenn er sich auf die andere Seite geschlagen
hatte. Meine Finger fuhren hoch und glitten unbewußt über die zackige Narbe, die meinen Mund verunstaltete. In diesem
Augenblick dachte ich nur noch an Rakhal, an unsere noch nicht beendete Fehde und meine Rache.
Im Inneren der Weinstube brannten rote Lampen. Männer lagen ausgestreckt auf abgewetzten Sofas. Ich stolperte über
jemanden, suchte mir einen freien Platz, ließ mich darauf niedersinken und ahmte automatisch das lässige Gebahren
eines Trockenstädters nach, der unter seinesgleichen ist. In der Offentlichkeit verhielten sie sich steif und förmlich, selbst
beim Essen und Trinken, aber wenn sie unter sich waren, bedeutete alles, was einer gelassenen Körperhaltung
widersprach, Wachsamkeit. Und das war beleidigend. Denn nur wer Angst davor hatte, heimtückisch ermordet zu
werden, blieb stets auf der Hut.
Ein Mädchen mit einem verfilzten Zopf, der ihr bis auf den Rücken reichte, kam auf mich zu. Ihre Hände waren
ungefesselt, was bedeutete, daß sie eine Frau aus der niedrigsten Klasse war und nicht bewacht zu werden brauchte. Ihr
Fellkittel war abgetragen und verschmutzt. Ich bestellte Wein. Als er kam, war er überraschend gut; ein süßer und
hinterlistiger Tropfen aus Adcarran. Ich sah mich um. Hin und wieder nahm ich einen kleinen Schluck.
Wenn die Karawane nach Shainsa morgen aufbrechen wollte, mußte man hier etwas davon wissen. Ich hätte nur ein
Wort fallenzulassen brauchen - wenn man erfuhr, daß ich mich auf der Rückreise befand, erforderte es die eiserne Sitte,
daß man mich einlud, in Gesellschaft zu reisen.
Nachdem ich das Mädchen zum zweitenmal nach Wein geschickt hatte, stand jemand von einer naheliegenden Couch
auf und kam auf mich zu.
Der Mann war sogar für einen Trockenstädter ziemlich groß, und irgendwie kam er mir sogar schwach bekannt vor. Zu
den üblichen Halsabschneidern der Kharsa gehörte er jedoch nicht, denn sein Gewand war mit silbernen Fäden
durchwirkt und aus kostbarer, bestickter Seide. Der Handgriff seines Skeans war aus einem grünen Edelstein geschnitzt.
Bevor er mich ansprach, blieb er eine Weile vor mir stehen und musterte mich eingehend.
»Ich vergesse niemals eine Stimme, aber ich kann mich einfach nicht an Ihr Gesicht erinnern. Bin ich Ihnen irgendwie
verpflichtet?«
Obwohl ich mich mit dem Mädchen in einem Jargon verständigt hatte, sprach er mich in dem musikalischen Singsang
an, dessen man sich in Shainsa bedient. Statt einer Antwort bedeutete ich ihm, Platz zu nehmen. Es ist Sitte auf Wolf,
Freundlichkeit dadurch zu erkennen zu geben, indem man sich unverbindlich gibt. Direkte Fragen grenzen an Grobheit,
und wer eine direkte Antwort gibt, wird sofort als Simpel eingestuft.
»Etwas Trinkbares«
»Ich habe mich ungebeten zu Ihnen gesetzt«, gab der Fremde zurück und gab dem bezopften Mädchen einen Wink.
»Bring uns besseren Wein als dieses Spülwasser!«
An seinen Worten und Bewegungen erkannte ich ihn, und meine Zähne schlugen hart aufeinander. Mein Gast war
niemand anders als das Großmaul, das im Raumhafencafe mit mir hatte kämpfen wollen - und dann beim Anblick des
dunkelhaarigen Mädchens mit dem Zeichen Nebrans auf der Brust davongelaufen war.
Aber im Schein des armseligen Lichts hatte er mich nicht wiedererkannt. Ich schob mich absichtlich in das satte, rote
Glühen.
Wenn er in mir nicht den Terraner erkannte, mit dem er sich letzte Nacht angelegt hatte, war es ziemlich
unwahrscheinlich, daß mir ein anderer auf die Schliche kam. Er musterte mich ein paar Minuten lang, aber
schlußendlich zuckte er die Achseln und genoß den bestellten Wein.
Drei Gläser später wußte ich, daß er Kyral hieß, mit Drähten und Feinmechanikerwerkzeugen handelte und die Orte der
Nichtmenschen abklapperte. Ich sagte ihm, daß ich Rascar hieße.
»Haben Sie vor, nach Shainsa zurückzukehren?« fragte er mich.
Da ich nicht in eine Falle laufen wollte, zögerte ich zunächst. Aber da mir die Frage dann doch harmlos erschien,
konterte ich mit einer Gegenfrage: »Sind Sie lange in der Kharsa gewesen?«
»Mehrere Wochen.«
»Geschäfte gemacht?«
»Nein.« Er beschäftigte sich wieder mit seinem Wein. »Ich habe ein Mitglied meiner Familie gesucht.«
»Haben Sie ihn gefunden?«
»Sie«, sagte Kyral und spuckte zeremoniell aus. »Nein, ich habe sie nicht gefunden. Welche Geschäfte betreiben Sie in
Shainsa?«
Ich lachte kurz. »Offengestanden - ich suche auch nach einem Mitglied meiner Familie.«
Kyrals Augen wurden zu kleinen Schlitzen. Vermutlich dachte er, ich wolle ihn verspotten. Da aber die Privatsphäre in
den Trockenstädten den allerstrengsten Regeln unterlag und Spott dieser Art bedeutete, daß man nicht gewillt war,
weitere Informationen abzugeben, stellte er keine weiteren Fragen. »Ich könnte noch jemanden brauchen, der sich um
die Fracht kümmert. Können Sie mit Packtieren umgehen? Wenn ja, würde ich Sie unter dem Schutz meiner Karawane
willkommen heißen.«
Ich willigte ein. Und dann, als ich darüber nachdachte, daß Juli und Rakhal in Shainsa ziemlich bekannt sein mußten,
fragte ich: »Kennen Sie einen Händler, der sich Sensar nennt?«
Kyral zeigte eine unmerkliche Regung. Ich sah, wie der Blick seiner Augen über meine Narben wanderte. Dann wurde er
merklich reservierter. Ein Vorhang schien sich vor sein Gesicht zu senken. Dahinter gewahrte ich ein kaum merkliches,
zufriedenes Aufleuchten. »Nein«, log er und stand auf.
»Sobald es Tag wird, brechen wir auf. Sehen Sie zu, daß Sie dann alles beieinander haben.« Er warf mir etwas zu, das
ich in der Luft auffing. Es war ein Stein, der in der shainsaischen Krakelschrift Kyrals Namen trug. »Wenn Sie wollen,
können Sie bei der Karawane schlafen. Geben Sie Cuinn dieses Kennzeichen.«
Kyrals Karawane hatte ihr Lager auf einem öden Feld jenseits der fernsten Tore der Kharsa aufgeschlagen. Etwa ein
Dutzend Männer war damit beschäftigt, die Packtiere zu beladen. Es waren Pferde, die hauptsächlich von Darkover
stammten. Den ersten Mann, den ich traf, fragte ich nach Cuinn. Er deutete auf einen kräftigen Burschen mit
leuchtendrotem Umhang. Er las gerade einem jungen Mann die Leviten, der sein Packtier falsch beladen hatte.
Shainsaisch ist eine Sprache, die sich besonders gut zum Fluchen eignet, und was Cuinn anging, so war er darin
besonders talentiert. Während ich darauf wartete, daß ich ihm Kyrals Kennzeichen überreichen konnte, hörte ich ihm
bewundernd und etwas fassungslos zu.
Im Schein des Feuers sah ich, was ich zur Hälfte schon erwartet hatte: Auch er gehörte zu den Trockenstädtern, die
versucht hatten, mich im Raumhafencafe auseinanderzunehmen. Cuinn schenkte dem bearbeiteten Stein kaum einen [ Pobierz całość w formacie PDF ]
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